EINLEITENDE WORTE
Pfuh. Vor einigen Wochen habe ich das Buch „Klimagefühle“ der Psychologists for Future Lea Dohm und Mareike Schulze entdeckt.
Davor konnte ich lange Zeit nur schwer atmen wenn ich beim täglichen Nachrichten lesen regelmäßig akut auftretende Schnappatmung bekam. Schockstarre Angst (OMG!!!) und komplettes Unverständnis (WTF!?!) mischte sich abwechselnd mit überbrodelnder Wut („Voitrotteln!!!“). Dieses Buch und dazu die Tipps von Ruth Habermehl im heutigen Gastbeitrag über Klimaangst und Klimawut haben mir gezeigt, dass es auch anders geht.
Ich nehme also meine Angst und meine Wut und meine tausend anderen Gefühle und atme langsam aus. Dann kann ich nämlich auch aktiv werden. Und dazu brauche ich meine Stimme und wahrscheinlich einen langen Atem.
Danke, liebe Ruth, für diesen superwichtigen Gastbeitrag.
Wie du so schön sagst: entweder wir stemmen das miteinander oder gar nicht. Ich bin für miteinander. Los geht’s!
3 Tipps zum Umgang mit Klimagefühlen
Wenn die Umweltkrise Angst, Wut oder Hilflosigkeit verursacht
Die Zukunft ist gefährlich. Wir Menschen sind in Gefahr, unsere gemeinsame Zukunft auf diesem Planeten zu verspielen. Es ist klar, wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, wird es dunkeldüster … wie man hier sehen kann.
Mich macht das traurig. Das ist ein Gefühl, das sich schon lange durch mein Leben zieht. Nein, ich bin nicht ständig traurig, aber es ist ein häufig aufsteigendes Gefühl der Verzweiflung über die Entwicklung.
Und manchmal kommt auch Wut hoch, wenn ich höre oder sehe, wie Politiker:innen und Wirtschaftsführer:innen die klar belegten Fakten einfach nicht wichtig nehmen, ihnen die Priorität 47 zuordnen.
Starke Gefühle in der Umweltkrise
Eins ist klar: starke Gefühle als Reaktion auf die globalen und nationalen Entwicklungen liegen nah, wenn ich sie nicht verdrängen will. Es ist so, wie mit einer individuellen lebensgefährlichen Krankheit.
Ich reagiere mit Angst, Verzweiflung, Ohnmacht und manchmal auch mit Zorn. Das ist normal.
Die Umweltkrise ist eine Krankheit des menschlichen Lebensraums, die viel von dem gefährdet, was wir zum guten Leben brauchen.
Kein Wunder, dass wir emotional darauf reagieren. Das hat mit psychischer Störung nichts zu tun.
Angst hilft uns aktiv zu werden. Aber wenn Klimaangst dein Denken in Beschlag nimmt und dir über Wochen den Schlaf raubt, solltest du dir psychologische Hilfe holen.
Generell gilt aber, dass Angst uns auffordert, etwas zu verändern.
Ohne Angst oder zumindest Sorge würden wir wahrscheinlich manche unangenehme medizinische Behandlung nicht auf uns nehmen. Das gleiche gilt für die Umweltkrise.
Um nochmal auf das Bild einer lebensbedrohlichen Krankheit zurückzukommen: wenn ein nahestehender Mensch beispielsweise Krebs hat, wissen wir, dass unsere alleinige Konzentration darauf diesem Menschen nicht helfen wird. Wir werden nicht sofort Abhilfe schaffen können, sosehr wir das auch möchten.
Hilfreich ist, mit der Krankheit zu leben, soviel zu tun, wie möglich, um sie abzumildern oder zu heilen.
Obwohl wir wissen, dass wir keine Kontrolle darüber haben, welche Auswirklungen eine bestimmte Handlungsweise für diesen Menschen haben wird.
In deinem Leben gibt es mit Sicherheit auch schöne Momente und Erlebnisse, die dir guttun, wenn du es zulässt.
Das Schöne in deinem Leben gibt dir Entspannung und Freude.
Deine (berechtigte) Angst erinnert dich an die Notwendigkeit, für unsere gemeinsame Zukunftsperspektiven aktiv zu werden.
Du brauchst beides.
Daraus entsteht die Energie, die dich in Krisen handlungsfähig macht.
Tipp Nr. 1: Akzeptiere deine Angst
Deine Angst erinnert dich an die Notwendigkeit, aktiv zu werden. Daraus entsteht die Energie, die du dafür brauchst.
Kurzfristig ist Abwehr angenehmer als Angst
Diese Aussichten laden leider förmlich dazu ein, nicht drüber nachzudenken. Denn ich habe doch so viel zu tun.
Und wer bin ich denn, dass ich mir einbilde, etwas daran ändern zu können?
Genau so reagieren viele Menschen: Sie sehen die zwar die Probleme. Weltweit sind 58% der Menschen über den Zustand unserer Planeten sehr besorgt. (1)
73% glauben, dass „die Erde aufgrund menschlicher Aktivitäten auf einen Kipppunkt zusteuert“. (2)
Die Meisten tun dann das, was wir normalerweise tun, wenn wir uns überfordert fühlen von etwas, was weit weg ist und uns (noch) nicht direkt betrifft: sie halten es sich vom Leibe.
Das ist normales menschliches Verhalten bei katastrophalen Zukunftsperspektiven.
Menschen wollen sich die damit verbundenen Gefühle möglichst vom Halse schaffen. Sie folgen der Alltagsweisheit, sich nicht mit Problemen zu beschäftigen, die „gar nicht dran“ sind.
Wir konzentrieren uns auf das, was aktuelles Eingreifen erfordert.
Denn das hält uns handlungsfähig, schützt uns vor Paralyse durch Analyse – also vor Gelähmtsein durch ständiges Nachdenken.
So ist es auch mit den durch die Umweltkrise verursachten Gefühlen. Viele Menschen wehren sie ab. Sie wissen, dass etwas geschehen sollte, aber sie bleiben passiv.
Der Umweltpsychologe Robert Gifford hat sieben Drachen der Untätigkeit beschrieben (3), die sich vor dem Handeln aufbauen.
Sie reichen von „Ich kann nicht, ich weiß nicht, ich will nicht!“ bis zu „Ich kaufe immer im Bio-Laden, da kann ich mir ruhig ein paar Flugreisen gönnen“.
Solche Ausreden brauchst du nicht, um dich vor deinen Gefühlen zu schützen.
Wenn du aktiv bist, gehen sie auf ein erträgliches Maß zurück.
Tipp Nr. 2: Gib deinem Wunsch nach Ablenkung nicht immer nach
Es ist gut für dich, dich immer wieder mit anderen Dingen zu beschäftigen und deine inneren Batterien aufzuladen. Nur – setze deine Energie gezielt ein für wirksame Aktivitäten.
Aus der Ohnmacht in die Selbstwirksamkeit kommen
Oft fängt alles an mit der Wahrnehmung einer kommenden Katastrophe. Wir gelangen durch die verschlungenen Wege der Gefühle hin zu einem persönlichen Weg „in Richtung Authentizität, Tatkraft, Freude in Gemeinschaft“.
Wie eine echte Reise lässt uns auch der beschwerliche Weg durch die Klimagefühle in aller Regel an Erfahrungen und Erlebnissen wachsen (4)
An der Umweltkrise zu wachsen bedeutet:
- unangenehme Gefühle wie Angst, Wut oder Hilflosigkeit zu akzeptieren
- die unangenehmen Gefühle zu Auslösern für nachhaltige Aktivitäten zu machen
- auf die eigene Resilienz und Selbstfürsorge zu achten
- zu lernen, welche Aktivitäten effektiv sind für einen nachhaltigen Umgang mit der Mitwelt
- Hoffnung und positive Gefühle zu kultivieren
- Erfolge wahrzunehmen und zu feiern
Tatsächlich ist es gar nicht so leicht zu verstehen, welche Aktivitäten wirksam sind für die Sicherung unserer Lebensgrundlagen auf der Erde. Denn häufig liegt in der öffentlichen Diskussion die Betonung auf dem persönlichen Verhalten.
Private Konsumentscheidungen werden als Hebel für die Verbesserung der Gesamtsituation eingestuft.
Sollte es nicht umgekehrt sein?
Sollte die Gesamtsituation nicht die privaten Konsumentscheidungen erleichtern?
Warum muss ich mich im Supermarkt denn besonders darauf konzentrieren, nachhaltige Produkte einzukaufen? Warum sind sie nicht die Norm? Und wer gerne mit Geschmacksverstärken und anderen Chemikalien versetzte Fertigprodukte essen möchte, muss sie sich heraussuchen?
Hast du mal probiert, deinen ökologischen Fußabdruck zu optimieren?
Dann hast du festgestellt, dass du zuviel CO2 verbrauchst.
Tatsächlich gelingt es Menschen in Deutschland und Österreich nicht, sich auf die 1 Tonne CO2 jährlich zu beschränken, die das Maximum für einen gerechten CO2-Ausstoß pro Kopf ist. Das liegt nicht an deinem Verhalten, sondern an der deutschen und österreichischen Infrastruktur.
Quelle: Perspective Daily
Es gibt also noch andere Hebel, als den privaten Konsum, um für Nachhaltigkeit aktiv zu werden.
Der Club of Rome hat 5 Kehrtwenden definiert für „globale Gerechtigkeit auf einem gesunden Planeten (5) “.
Sie beziehen sich alle auf gesamtgesellschaftliche und ökonomische Strukturen, einen „neuen Gesellschaftsvertrag zwischen einer Regierung und ihren Bürgern zum Upgrade des Wirtschaftssystems“ (6):
- Armut
- Ungleichheit
- Befähigung/Bildung
- Nahrungsmittel
- Energie
Klar, das sieht auch nicht besonders einfach aus. Nur – kein Mensch muss allein die Welt retten. Das geht gar nicht.
Wir stemmen das miteinander oder gar nicht.
Dein persönliches Verhalten kann nur ein kleiner Teil des notwendigen Wandels sein. Deshalb kannst du auch keine großen, deinen Wirkungskreis überschreitenden, Veränderungen erzielen. Dieser Prozess ist eher ein Marathon als ein Sprint.
Feiere deine Erfolge, auch wenn sie klein zu sein scheinen.
Dazu kommt: wenn du dich auf neues Terrain begibst, machst du wahrscheinlich auch Fehler, Umwege, Irrtümer. Das gehört dazu.
Niemand hat die perfekte, alles umfassende Lösung in der Tasche.
Tipp Nr. 3 Sei neugierig darauf, etwas auszuprobieren
Mit Sicherheit gibt es bei den vielen Möglichkeiten, aktiv zu werden, auch etwas, das zu dir passt. Wenn du aktiv bist, wird die Angst kleiner.
Was du tun kannst, um aktiv zu werden für eine nachhaltige Zukunft
Wenn du aus eigener Kraft wirksam werden willst, solltest du dir klar machen, dass die effektivsten Hebel auf politischer, gesellschaftlicher und sozialer Ebene liegen. Aber keine Bange! Die Spielwiese ist groß und du kannst dir aussuchen, was zu dir passt und für dich spannend ist. Hier findest du ein paar Beispiele:
1. Politische Ebene
- Klar, eine Partei wählen, die nachweislich für Nachhaltigkeit steht, ist ein guter Anfang.
- Du kannst Kontakt zu Politiker:innen aufnehmen, z.B. in der Bürger:innen-Sprechstunde.
Unterstützung für solche Gespräche bekommst du bei Schwarm for Future. - Du kannst Petitionen unterstützen oder selbst anstoßen oder dich für Bürger:innen-Räte engagieren
2. Gesellschaftliche Ebene
- zivilgesellschaftliches Engagement in einer Gruppe, wie z.B. einer Energiegenossenschaft, einer Umweltorganisation, einer For Future-Gruppe
- mithilfe des Handabdrucks Rahmenbedingungen so verändern, dass nachhaltiges Verhalten leichter, naheliegender, preiswerter oder einfach zum Standard wird.
- Das Thema einbringen in einer sozialen Organisation, der du angehörst, wie z.B. Kirche, Wohlfahrtsverband
3. Freunde/soziale Netzwerke
- mit anderen Menschen über die Themen rund um eine gute, nachhaltige Zukunft
sprechen, ohne persönliche Schuldzuweisung und Vorwürfe. - Gespräche rund um das Thema „Veränderungsmöglichkeiten“ in Gang bringen
- Wissenschaftlich relevante Artikel, die wichtige Erkenntnisse allgemein verständlich darstellen, in den sozialen Medien teilen. Dabei ist es gut, selbst kurz zu schreiben, warum diese Inhalte für dich wichtig sind.
4. Konsumverhalten als unterstützende Begleitung
Den Wandel vorleben, z.B.
- immer, wenn möglich, Fahrrad und ÖNV/Öffis bevorzugen
- Flüge so weit wie möglich reduzieren
- Fleischverbrauch reduzieren
5. Dranbleiben und für dich selbst sorgen
- Dich informieren über ökologische Zusammenhänge
- Nach positiven Zielen fragen: Was ist wichtig? Welche Prioritäten gibt es mittel- und langfristig?
- Was möchte ich persönlich erreichen, das für mich machbar ist?
- Nachhaltigkeit gilt auch für dich als Mensch:
* Sorge auch für deine Kraft und schöne Augenblicke, belohne dich und tanke neue
Energie.
* Wenn du es genießt, iss auch ab und zu leckeres Essen, das nicht vegan oder
regional erzeugt ist.
Ich bin gerade dabei, diese Auswahl mit Leuten von Psychologists for Future zu überarbeiten und mit hilfreichen Links zu versehen. Wenn du Interesse hast, melde dich.
Meine Email ist ruth@zufriedenleben.eu
Zusammenfassung
Wenn wir unsere Ängste, unsere Wut und unsere Ohnmachtsgefühle zulassen und erkennen, dass sie angemessen sind, beginnen wir uns auf den Weg zu machen.
Ausgangspunkt ist die Erkenntnis der Realität.
Die Auseinandersetzung mit dem, was gefährdet ist, kann in uns mehr Wertschätzung und Dankbarkeit dafür erwecken.
Wenn wir die unangenehmen Gefühle verdrängen, berauben wir uns der Energie, die darin steckt. Manchmal ist bewusste Ablenkung hilfreich. Aber nicht als Dauerzustand.
Wofür du dich auch immer entscheidest, du brauchst beides: deine Angst und die Aktivität.
Wenn wir verstehen, dass wir nur gemeinsam Erfolg haben können, schließen wir uns mit anderen Menschen zusammen.
Hier liegen die wirksamsten Hebel. Du wirst es merken, wenn du es erlebst.
„Kollektive Resilienz ergibt sich dort, wo Strukturen geschaffen werden, die in Krisen hilfreich sind und die eine gute Gemeinschaft fördern.“
(Lea Dohm, Mareike Schulze) 7
Über Ruth Habermehl:
Ruth Habermehl ist Dipl.-Psychologin und Mitglied bei Psychologists for Future.
Sie ist begeistert von der Positiven Psychologie und zutiefst engagiert für die Aktivierung vieler Menschen, gegen die Klimakrise und für eine gute, nachhaltige Zukunft der Menschen. Sie ist selbständig als Lernbegleiterin und Bloggerin, aktive Oma und lebt in einer kulturell vielfältigen Familie.
Im beruflichen Kontext geht es ihr darum, hilfreich zu sein für Verbundenheit, mit sich selbst und anderen. Und darum Menschen dabei zu unterstützen, in ihr Leben zu bringen, was ihnen wirklich wichtig ist. Sie gibt Workshops zu den Themen Resilienz, Freundschaften aufbauen und wirksam werden in der Umweltkrise. Sie hat einen Gruppenprozess entwickelt, um an eigenen Zielen und Vorsätzen tatsächlich dranzubleiben. Dabei ist für sie wichtig, dass niemand aus finanziellen Gründen von der Teilnahme an ihren Angeboten ausgeschlossen ist. Mehr über sich schreibt sie auf ihrer Webseite.
Ihr Blog und Ihre Angebote finden sich auf https://zufriedenleben.eu
LinkedIn: Ruth Habermehl
Twitter: https://twitter.com/zufrieden_leben
Literaturangaben und Buchtipps:
1 Dixson-Decleve, Sandrine, Owen Gaffney, Jayati Ghosh, Jörgen Randers, Johan Rockström, und Per Espen Stoknes. Earth for All: Ein Survivalguide für unseren Planeten. Der neue Bericht an den Club of Rome, 50 Jahre nach »Die Grenzen des Wachstums« (German Edition). München: oekom verlag, 2022, S. 264
2 a.a.O.
3 Katharina van Bronswijk, Jan-Ole Komm & Ingo Zobel: Die Evolution der Drachen der Untätigkeit, In: Dohm, Lea, Felix Peter, und Katharina von Bronswijk, Hrsg. _Climate Action-Psychologie der Klimakrise: Handlungshemmnisse und Handlungsmöglichkeiten_. Originalausgabe. Forum Psychosozial. Giessen: Psychosozial-Verlag, 2021., S. 105F
4 Dohm, Lea, und Mareike Schulze. _Klimagefühle: wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln_. Originalausgabe. München: Knaur, 2022., S. 232
5 Earth for all, a.a.O.
6 https://static1.squarespace.com/static/6253f8f13c707724ac00f7c1/t/6343f9dde603083f81e576d3/1665399262839/Earth4All_Exec_Summary_DE_Oct2022.pdf, S. 2
7 Dohm, Lea, und Mareike Schulze. _Klimagefühle: wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln_.
Originalausgabe. München: Knaur, 2022., S. 236
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Der Blogbeitrag ‚Klimaangst und Klimawut: 3 Tipps für den Umgang mit Klimagefühlen‘ von Ruth Habermehl stellt wichtige Strategien vor, um mit den emotionalen Herausforderungen der aktuellen Umweltkrise umzugehen. Der Beitrag verdeutlicht, dass starke Gefühle wie Angst und Wut normale Reaktionen auf die Umweltkrise sind und wichtige Antriebe für Veränderung darstellen können. Mich interessiert, welche spezifischen Techniken oder Übungen der Blog vorschlägt, um diese Gefühle in positive Aktionen umzuwandeln. Gibt es Beispiele oder Fallstudien, die zeigen, wie Menschen ihre Klimaangst in konstruktive Aktivitäten umgesetzt haben? Außerdem würde ich gerne wissen, wie dieser Ansatz mit anderen psychologischen Theorien zur Bewältigung von Angst und Wut korrespondiert. Sind diese Tipps universell anwendbar oder müssen sie individuell angepasst werden?
Lieber Stephan, Danke für deine Fragen die ich gerne an die Autorin weiterleite… LG Andrea
Hallo Stephan,
meine Antwort hat jetzt wirklich lange auf sich warten lassen, sorry.
Die psychologischen Empfehlungen zum Umgang mit Angst und Wut sind unabhängig vom Auslöser. Wichtig ist, diesen Gefühlen Raum zu geben. Es geht nicht darum, über sie nachzudenken. Wut macht aktiv. Es kann gelingen, ihre Energie in positives Handeln umzusetzen, indem wir sie als Energieschub nutzen um aktiv zu werden. Viele Menschen, die sich heute gegen die Vernichtung der menschlichen Lebensgrundlagen einsetzen, sind am Anfang von der Wut angetrieben gewesen.
Meine Tipps stammen aus der wissenschaftlichen Psychologie und der Psychotherapieforschung, entsprechen also den dortigen Modellen. Und wie alle psychologischen Vorschläge braucht es einen Weg, der für die betreffende Person passt. Wissenschaftlich belegt heißt hier: ein bestimmtes Vorgehen ist für viele Menschen hilfreich, aber nicht für alle.
Stephen C.Hayes (https://stevenchayes.com/about/) beschreibt es so:
1. Nimm deine schwierigen Gedanken und Gefühle wahr. Drücke sie nicht weg.
2. Bennene deine schwierigen Gedanken und Gefühle. Beschreibe, wie sie sich in deinem Körper anfühlen. Was du dazu denkst.
3. richte dich wieder aus auf das, was dir wichtig ist. Auch wenn du gerade etwas Unangenehmes erlebst, es gibt anderes, wofür du stehst. Du kannst wählen, aktiv zu werden in Bezug auf das, was dir wichtig ist.
Genauer beschrieben ist es in der Broschüre, ist „Doing what matters in times of stress“ von der WHO, die du hier in allen Sprachen dieser Welt herunterladen kannst: https://www.who.int/publications/i/item/9789240003927
Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Herzliche Grüße
Ruth