EINLEITENDE WORTE
„Wie soll ich das alles schaffen?“ , „Bin ich gut genug?“, „Wie wird meine Zukunft wohl aussehen?“ OMG!
Solche Fragen, Sorgen und Ängste beschäftigen uns alle.
Ja, alle!
Man glaubt ja oft, dass man ganz alleine mit seiner Verzweiflung ist und es auch bleiben muss… aber nichts ist verbindender als seine Ängste und Sorgen mit jemandem zu teilen, der*die das versteht.
Und so kann dann auch wieder Ruhe einkehren in unser gestresstes Nervensystem. Durch das Mit-teilen von Sorgen und das Verstanden-werden durch Andere. Was sonst noch bei Ängsten und Sorgen helfen kann, hat uns die Psychologin und Psychotherapeutin Klara Hanstein hier zusammengefasst.
Danke dir, liebe Klara für diese hilfreichen und beruhigenden Tipps!
Nur mit der Ruhe! – Was uns gegen Ängste und Sorgen helfen kann
Ängste und Sorgen begleiten uns unser ganzes Leben und das ist auch völlig normal. Wo im Kindesalter noch die Angst dominiert, dass ein Monster unter unserem Bett versteckt sein könnte, das hervorkriecht, wenn das Licht ausgeschaltet wird, sorgen wir uns im Jugendalter eher, ob unsere Haarfarbe trendy genug ist und ob wir damit auf Instagram gut ankommen.
Viele denken, dass das mit den Ängsten und Sorgen im Kindes- und Jugendalter dann erledigt sein müsste, aber das ist weit gefehlt. Auch Erwachsene plagen Ängste, doch je älter wir werden, umso weniger werden diese kommuniziert. Viele Erwachsene schlagen sich mit Ängsten zu ihrer Beziehung, zu ihrem Beruf, ihrem Kredit für das Haus oder ihren Kindern herum. Und speziell in unserer jetzigen Zeit sind bei einigen noch Sorgen zur eigenen Gesundheit oder der von Familienmitgliedern, Geldsorgen und Zukunftssorgen dazugekommen.
Bis zu einem gewissen Grad sind Ängste und Sorgen auch völlig normal und gehören zum Leben dazu. Ängste und Sorgen können uns anspornen, etwas zu verändern. Sie können uns herausfordern und wenn wir eine Angst überwunden oder gelöst haben, kann uns das sehr selbstbewusst machen.
Wenn einen jedoch das Gefühl überkommt, dass die Sorgen über den Kopf wachsen und man selbst keine Lösung mehr parat hat, gibt es ein paar Tipps, wie ein hilfreicher Umgang mit Ängsten und Sorgen aussehen kann:
ÄNGSTE : 9 hilfreiche Tipps
1: Sprechen Sie mit jemandem darüber. So simpel es klingt, so befreiend kann es sein. Wir Menschen sind nun mal soziale Wesen und das Verständnis, das Mitgefühl und das offene Ohr eines vertrauten Menschen können Wunder bewirken. Denn: jede Angst ist berechtigt, egal ob es um das Monster unter dem Bett, die Haarfarbe oder den Hauskredit geht. Schämen Sie sich nicht dafür, sondern sprechen Sie darüber! Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, sich professionelle Unterstützung in Form eines Psychologen oder Psychotherapeuten zu suchen. Alles, was Ihnen gut tut, ist erlaubt.
2: Schaffen Sie sich erholsame Ablenkungen. Unsere Sorgen haben die Eigenschaft, dass sie ziemlich lästig sein können und immer wieder bei uns anklopfen. Machen Sie sich bewusst, dass Sie bei einigen Sorgen oder Ängsten wahrscheinlich im genau jetzigen Moment keine zufriedenstellende Lösung finden können. Vergraben Sie sich nicht mit Ihren Sorgen, sondern machen Sie Spaziergänge an der frischen Luft, tun Sie sich selbst etwas Gutes und schaffen Sie sich bewusst Zeiten, in denen Ihre Ängste nicht eingeladen sind. Denn ungebetene Gäste setzen wir auch vor die Türe, oder etwa nicht?
3: Werden Sie sich Ihrer Stärken bewusst. Was haben Sie in Ihrem Leben schon alles geschafft? Welche Herausforderungen haben Sie überwunden? Welche scheinbar unlösbaren Probleme haben Sie im Endeffekt doch gemeistert? Stärken Sie wieder Ihr Vertrauen in sich und in Ihre Fähigkeiten. Machen Sie sich eine Liste Ihrer Stärken und Ihrer Kompetenzen und schreiben Sie auf, wo Ihnen diese Kompetenzen bereits geholfen haben. Hängen Sie diese an Ihren Kühlschrank und lesen Sie sie täglich mehrmals durch.
4: Schreiben Sie Ihre Ängste auf. Es ist erwiesen, dass das Aufschreiben von Dingen, die einen bedrücken, befreiend sein kann. Viele Menschen berichten, dass der Kopf plötzlich leerer wird, wenn sie ihre Gedanken und Sorgen auf Papier bringen.
5: Grenzen Sie die Zeit für Ihre Sorgen ein. Jeder kennt das unermüdliche Gedankenkarussell, das sich um eine Sorge dreht und einen doch nicht weiter bringt. Geben Sie Ihren Sorgen ein klares Zeitfenster, in dem Sie sich um sie kümmern. Wenn Sie zum Beispiel für heute Abend von 17:00 bis 17:30 Zeit für Ihre Sorgen reserviert haben, dann setzen Sie sich zu dieser Zeit in Ruhe in ein Zimmer und beschäftigen sich ausschließlich mit Ihren Sorgen. Um 17:30 ist dann aber Schluss. Dies heißt aber auch, wenn sich Ihre Sorgen untertags bei Ihnen melden, dass Sie sie auf später vertrösten müssen. Denn Ihr Date mit Ihren Sorgen ist ja erst um 17:00 und Sie würden Ihren Besuch, den Sie um 17:00 erwarten, ja auch nicht schon um 14:00 die Türe öffnen, oder?
6: Fragen Sie sich, was eine Freundin zu Ihrer Angst sagen würde. Ängste blockieren oft unseren Blick. Manchmal haben wir das Gefühl, wir drehen uns im Kreis und wissen nicht mehr weiter. Darum kann es hilfreich sein, wenn man mit jemand Außenstehenden darüber spricht, da dieser nicht in unserem Tunnelblick gefangen ist. Wenn gerade niemand verfügbar ist, schlüpfen Sie doch in die Rolle einer Freundin, eines Beraters oder eines Menschen, der Ihnen wohlwollend gegenübersteht. Sie können sich sogar auf einen Sessel setzen, auf dem Sie normalerweise nicht sitzen und diese Rolle einnehmen. Und nun durchleuchten Sie – als Außenstehender mit Weitblick – einmal die Ängste und Sorgen und beobachten, zu welchen Lösungen Sie so gelangen.
7: Umgeben Sie sich mit schönen Dingen, positiven Menschen und lustigen Aktivitäten. Genau in einer Zeit wie dieser, in der wir durch die Medien, die Politik und auch vielen Menschen hauptsächlich von Problemen überschüttet werden, ist es umso wichtiger, für sich sorgsam auszuwählen, was einem gut tut. Schalten Sie den Fernseher ab, legen Sie eine Kontaktpause zu Menschen ein, die Ihnen nicht gut tun und wenden Sie sich schönen Dingen zu. Machen Sie sich selbst zu Ihrer Priorität Nummer Eins. Was nicht gut tut, kann weg.
8: Schreiben Sie Lösungen auf. Machen Sie eine Liste ALLER Lösungen zur Ihrer Angst und Ihren Sorgen. Und ich meine wirklich ALLE Lösungen – mögen Sie Ihnen derzeit noch so unerreichbar oder auch lächerlich erscheinen. Durch unsere Angst haben wir oft einen Tunnelblick, der uns nicht mehr nach links oder rechts schauen lässt. Indem wir uns mit Lösungen anstatt von Problemen beschäftigen, kann unser Gehirn aus dem Problemnetzwerk aussteigen und wer weiß, vielleicht rückt eine scheinbar unerreichbare Lösung doch ein Stückchen näher?
9: Formulieren Sie stimmige Glaubenssätze. Oft schlagen wir uns schon seit unserer Kindheit mit negativen Glaubenssätzen herum. Sätze wie „Das schaffe ich sowieso nie!“ oder „Ich bin es nicht wert!“ kennen viele von uns. Diese haben jedoch die doofe Wirkung, dass sie uns noch mehr hinunterziehen, wenn es uns nicht gut geht. Machen Sie sich eine Liste von positiven Glaubenssätzen über sich und die Welt. Was halten Sie von „Ich finde immer eine Lösung, auch wenn es anfangs knifflig erscheint.“, „Das Leben geht weiter.“, „Ich schaffe das.“, „Ich vertraue mir und meinen Stärken.“, „Auch das geht vorbei.“ oder „Es gibt immer eine Lösung.“? Und wenn Ihr Kühlschrank noch nicht mit all Ihren Stärken vollgeklebt ist, dann hängen Sie auch diese Liste an Ihren Kühlschrank und lesen Sie diese so oft als möglich durch.
Diese Liste von Tipps und Ratschlägen könnte man endlos weiterführen, denn jedem hilft etwas anderes. Experimentieren Sie für sich, welche Ideen sich für Sie gut anfühlen und welche Ihnen hilfreich sind. Viel Spaß dabei und merken Sie sich auch den folgenden Satz
„Glaub nicht alles, was Du denkst.“.
Alles Liebe für Sie und glauben Sie an sich,
Hanstein Klara
Über Mag. Klara Hanstein
Klinische Psychologin mit Weiterbildung in Kinder-, Jugend- und Familienpsychologie
Gesundheitspsychologin
Psychotherapeutin (Systemische Familientherapie) mit Weiterbildung in Säuglings-, Kinder- und Jugendpsychotherapie
Homepage: klarahanstein.com
Instagram: @klarahanstein.fuerkopfundherz
Facebook: facebook.com/klarahanstein.
- Photo by Robert V. Ruggiero on Unsplash
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