EINLEITENDE WORTE
Ressourcen. Das Wort kennen viele von uns noch aus der Schule als es um Rohstoffe, Energie oder Geld ging (aus GWK/Geografie und Wirtschaftskunde, wer wie ich in den 90ern ins Gymnasium ging ;-).
In der Psychologie bedeuten Ressourcen innere und äußere „Hilfsmittel“ die bei der Bewältigung von unterschiedlichen Lebenssituationen und Problemen helfen. Wer mehr Ressourcen hat, schafft es eher, diese Herausforderungen zu meistern. Ressourcen sind zB. Selbstwirksamkeit (persönliche Ressource), soziale Netzwerke wie Freundschaften (soziale Ressource) oder Zugang zu Kassen-Psychotherapie (strukturelle Ressource).
Wenn wir uns das also vor Augen halten, verstehen wir besser, weshalb sie so wichtig sind (auch die strukturellen). Wer nämlich wenige „Hilfsmittel“ zur Verfügung hat, der kann sich schlechter selbst helfen.
Oft aber glauben wir nur, zu wenige Ressourcen zu besitzen obwohl das gar nicht stimmt. Oft vergessen wir, was alles eine Ressource für uns sein kann.
Das Ressourcentagebuch kann uns dabei helfen, Dinge, die wir sonst im Alltag leider übersehen, zu bemerken, aufzuschreiben und somit im Gedächtnis zu behalten… für jene Momente an denen wir meinen, komplett Ressourcen-los durchs Leben gehen zu müssen.
Danke dir für diesen wertvollen Gastbeitrag, liebe Theresa!
Wohlbefinden steigern mit dem Ressourcentagebuch
Der folgende Blogbeitrag ist ein Gastartikel von Theresa Ruder, Masterstudentin der Psychologie der Universität Hamburg im Zuge eines Forschungsprojekts.
Was hilft Ihnen in der aktuellen Zeit, Herausforderungen und Belastungen zu bewältigen? Was macht Sie froh? Wofür sind Sie dankbar?
„Ich hatte das Glück, bisher noch nicht an COVID-19 erkrankt zu sein und bin dankbar für schützende Maßnahmen und eine erste Impfung“, schreibt eine teilnehmende Person an einer aktuellen Studie zur Evaluation einer Ressourcentagebuch Kurzversion.
Eine weitere Person schreibt: „Ich fühle mich wohl, wenn ich draußen bin. Vielleicht liege ich in der Sonne und habe meine Augen geschlossen. … Ich merke, dass es mir gut geht daran, dass ich ein kleines Lächeln auf dem Gesicht habe, mich frei und unbeschwert fühle und ich ablassen kann von Dingen, die mich belasten“.
Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr über das Ressourcentagebuch als positive Schreibintervention mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirksamkeit (Wilz et al., 2017). Zudem wird beschrieben, wie Ihnen das Ressourcentagebuch dabei helfen kann, Ihr Wohlbefinden zu verbessern.
Darüber hinaus wird Ihnen mit der Ressourcentagebuch Evaluationsstudie eine Möglichkeit vorgestellt, positives Schreiben mit dem Ressourcentagebuch selbst auszuprobieren.
Das Ressourcentagebuch
Eine Variante positiven Schreibens bildet das Ressourcentagebuch, in der Originalversion von Wilz, Risch und Töpfer aus dem Jahr 2017. Um Ressourcen zu aktivieren, wurde das Ressourcentagebuch bereits in Prävention und Therapie eingesetzt und hat sich dabei als gut anwendbar und wirksam gezeigt.
Anders als andere positive Schreibinterventionen, die überwiegend einzelne Ressourcen ansprechen, aktiviert das Ressourcentagebuch gleich eine Vielfalt von Ressourcenbereichen, beispielsweise Wohlbefinden, Dankbarkeit und positive soziale Beziehungen. Spannende Ressourcenfragen regen dazu an, positive Erinnerungen und Erlebnisse aufzuschreiben.
Damit ist das Ressourcentagebuch für alle geeignet, die ihre eigenen Ressourcen besser kennenlernen, bewusst wahrnehmen und stärken möchten. Denn Ressourcen sind unsere Kraftquellen, die uns helfen unsere Bedürfnisse zu erfüllen, mit Schwierigkeiten im Alltag zurechtzukommen und sich wohlzufühlen – etwa Spaziergänge in der Natur, Begeisterungsfähigkeit, und Vertrauen zu wichtigen Personen im aktuellen Leben.
Ressourcen können je nach Mensch, Lebensphase und Situation verschieden sein, doch alle Menschen haben Ressourcen, deren Stärkung wichtig ist, um sich für kleine und große Herausforderungen zu wappnen.
Ich persönlich finde es unglaublich spannend, meinem eher problemorientierten Psychologiestudium eine Auseinandersetzung mit Ressourcen entgegenzusetzen.
Wie wertvoll die Arbeit mit Ressourcen in der Therapie sein kann, habe ich in dem durch die Pandemie gezeichneten Jahr 2020 im Stationsalltag bei Menschen im hohen Lebensalter kennengelernt. Einmal habe ich beispielsweise Teilnehmer*innen einer Gruppe zum Thema Lebensrückblick und Erinnerungsarbeit die Umrisse ihrer Füße auf buntes Papier abzeichnen lassen – in einen Fuß sollten Kraft gebende Aktivitäten und in den anderen Fuß Wohlfühlorte geschrieben werden. Das hat sich als positiver Anstoß herausgestellt, der die Menschen beim Erzählen darüber auf eine ganz besondere Art strahlen ließ.
Achtsam sein, reflektieren, aktivieren
Positive Aspekte des Lebens durch das Schreiben ins Ressourcentagebuch zu reflektieren, zielt darauf ab, die Stimmung zu verbessern.
Gleichzeitig wird eine erhöhte Achtsamkeit gegenüber positiven Erlebnissen im Alltag angestrebt. Dabei kann es sich auch um kleine Dinge handeln, wie etwa einen wohltuenden Spaziergang oder das Genießen eines Eiscafés im Garten.
Schließlich kann durch das Schreiben ins Ressourcentagebuch die Kenntnis und Nutzung der individuellen Ressourcen verbessert werden.
So könnte Ihnen durch das Aufschreiben positiver Erlebnisse ins Ressourcentagebuch bewusst werden, wie gut es Ihnen tut, hin und wieder Zeit in der Natur zu verbringen, sodass Sie sich dazu entschließen, dem wieder häufiger nachzugehen.
Wie kann Ihnen das Ressourcentagebuch dabei helfen, Ihr Wohlbefinden zu verbessern?
Die gesundheitsfördernden Effekte des ressourcenaktivierenden Schreibens konnten mehrfach belegt werden (Wilz et al., 2017). Durch das Aufschreiben positiver Erinnerungen und Erlebnisse tun Sie sich selbst etwas Gutes, indem Sie Ihre psychische Gesundheit stabilisieren oder verbessern. Und wie funktioniert das?
Es wird angenommen, dass das Ressourcentagebuch einen positiven Aufschaukelungsprozess in Gang bringt und fördert: Wenn Sie durch die Ressourcenfragen des Tagebuchs Ihren Ressourcen Aufmerksamkeit schenken, wie etwa Fahrradfahren in der Natur, und diese bewusst wahrnehmen, verbessert das Ihre Stimmung, sodass positive Erinnerungen aktiviert werden.
Diese Erinnerungen führen zu positiven Erwartungen, denn Sie vertrauen mehr in Ihre Kraftquellen.
Schließlich machen Sie auf diesem Weg positive Erfahrungen, beispielsweise eine Radtour, die dazu beitragen, dass Sie noch mehr gute Laune bekommen. Auf diese Weise stärken Sie sich langfristig, indem Sie ihr Wohlbefinden steigern und damit gelassener und resilienter durch den Alltag gehen.
Positives Schreiben mit dem Ressourcentagebuch ausprobieren?
Mit Teilnahme an der Ressourcentagebuch Evaluationsstudie können Sie eine Kurzversion des Ressourcentagebuchs kennenlernen und diese ressourcenaktivierende Schreibintervention für sich ausprobieren.
Die Online-Studie „Evaluation der Wirksamkeit einer Kurzversion eines Ressourcentagebuchs als Präventionsmaßnahme für psychische Belastungen“ wird aktuell im Rahmen einer Abschlussarbeit am Institut für Psychologie der Universität Hamburg und am psychologischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena durchgeführt.
Dabei wird untersucht, inwiefern das Schreiben einer Kurzversion eines Ressourcentagebuchs das Wohlbefinden verbessert und Belastungen reduziert. Zu Beginn erfolgt eine zufällige Zuteilung zu einer von zwei Studiengruppen.
Teilnehmer*innen der einen Gruppe erhalten unmittelbar eine ressourcenaktivierende Schreibintervention mit Einführung und schreiben eine Woche lang an drei aufeinanderfolgenden Tagen (für jeweils etwa 20 Minuten) in ihr Ressourcentagebuch. Teilnehmer*innen der anderen Gruppe erhalten nach zwei Monaten Zugang zur Schreibintervention.
Zu Beginn, nach einer Woche und nach zwei Monaten sind Fragebögen auszufüllen, deren Bearbeitung jeweils etwa 30-45 Minuten in Anspruch nimmt.
Und es gibt sogar noch mehr als gute Laune und Wohlbefinden zu gewinnen – Die Studienteilnahme ermöglicht, an Gewinnspielen mit Verlosung von Wohlfühlgegenständen (u.a. Matabook, Wohndecke, Seelenfutter-Kochbuch) und Gutscheinen (für Sonnentor, Avocadostore und Thalia) im Gesamtwert von 350 € teilzunehmen. Auf Wunsch wird Ihnen darüber hinaus gerne eine Rückmeldung über die allgemeinen Studienergebnisse gegeben!
LINK ZUR STUDIE
Hier gelangen Sie zur Eingangsbefragung der Ressourcentagebuch Evaluationsstudie.
Wir wünschen Ihnen, dass Sie mit dem Ressourcentagebuch positive Wirkungen auf Ihr Wohlbefinden erleben und das Festhalten positiver, sonniger Momente Ihres Lebens eine stärkende Erfahrung in dieser Zeit ist, die sie weiter in Ihrem Alltag begleitet. Viel Freude beim Schreiben!
Teilnahmebedingungen bzw. Einschlusskriterien:
Sie sind deutschsprachig bzw. verfügen über gute Deutschkenntnisse, sind mindestens 18 Jahre alt, haben keine akute Psychose und keine aktuelle Abhängigkeit bzw. keinen schädlichen Gebrauch von Drogen oder Alkohol.
Kontakt:
E-Mail: ressourcentagebuch.studie@gmail.com
Instagram: @ressourcentagebuch
Über Theresa Ruder:
Theresa B. M. Ruder ist Masterstudentin der Psychologie an der Universität Hamburg und ist von Ressourcenorientierung begeistert.
In ihrem Forschungsprojekt am Institut für Psychologie der Universität Hamburg und am psychologischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht sie den Effekt einer ressourcenaktivierenden Schreibintervention auf die psychische Gesundheit. So hofft sie, dass das Ressourcentagebuch möglichst viele Menschen in ihrem Alltag positiv bestärkt.
Photo by Cdd20 on Pixabay
Literatur & Quellen:
Flückiger, C. & Wüsten, G. (2021). Ressourcenaktivierung: Ein Manual für Psychotherapie, Coaching und Beratung (3., überarbeitete Auflage). Hogrefe.
Grawe, K. & Grawe-Gerber, M. (1999). Ressourcenaktivierung: Ein primäres Wirkprinzip der Psychotherapie. Psychotherapeut, 44, 63–73. https://doi.org/10.1007/s002780050149
Schiepek, G. & Cremers, S. (2003). Ressourcenorientierung und Ressourcendiagnostik in der Psychotherapie. In H. Schemmel & J. Schaller (Hrsg.), Ressourcen – Ein Hand- und Lesebuch zur therapeutischen Arbeit (S. 147–194). dgvt.
Wachter, M. von. (2017). Ressourcen erkennen und fördern: Arbeitsblatt 1. Was sind Ressourcen? http://www.psychosomatikaalen.de/ressourcen/material/SB_89173_0001_wachter_AB01.pdf
Willutzki, U. & Teismann, T. (2013). Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie. Fortschritte der Psychotherapie: Band 52. Hogrefe. http://elibrary.hogrefe.de/9783840921308
Wilz, G., Risch, A. K. & Töpfer, N. F. (2017). Das Ressourcentagebuch: Eine ressourcenaktivierende Schreibintervention für Therapie und Beratung. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53198-3
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