EINLEITENDE WORTE
Journaling ist eine Methode aus dem therapeutischen Schreiben (Schreibtherapie), die auf dem Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen basiert. Sie hat nachweisbare positive Effekte auf unsere körperliche und psychische Gesundheit und sie zeigt uns, wie eng Geist und Körper zusammenhängen.
Mit dieser spannenden Verbindung „Mind to Body“ (und auch umgekehrt „Body to Mind“) befasst sich Elisabeth Kolb in ihrem äußerst empfehlenswerten Blog understandingly.de . Und seit ich gesehen habe wie Elisabeth (Elli) mitten im Winter in einen Eistümpel steigt, bin ich restlos überzeugt: diese Frau kennt sich mit der Mind-Body-Connection so richtig gut aus!
Danke liebe Elli! Du bist im wahrsten Sinne des Wortes die Coolste! 🥶
Darum ist Journaling gut für deine Psyche
– und auch wohltuend für deinen Körper
Stell dir vor, du hättest diese eine Angewohnheit. Eine, bei der du dich gehört und gesehen fühlst; bei der du genau so sein darfst, wie du bist; und eine, die dich langfristig gesünder und entspannter macht.
Und: 10-15 Minuten am Tag dieser Angewohnheit reichen aus.
Wovon ich spreche? Genau – Journaling.
Die heilenden Effekte von Journaling
– was die Wissenschaft bislang weiß
Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, welch umfassende Effekte Journaling auf Körper und Geist haben kann.
Eine der ersten dazu stammt aus dem Jahr 1988 : James W. Pennebaker teilte dabei zusammen mit seinen Kolleg*innen 50 Studierende zufallsmäßig in zwei Gruppen ein und bat diese, jeweils 15 Minuten am Tag zu schreiben. Die eine Gruppe sollte sich dabei oberflächlichen Themen widmen; die andere explizit über belastende Erfahrungen schreiben.
Natürlich waren diejenigen, die von ihren belastenden Lebensereignissen berichten sollten, direkt nach dem Schreiben oft aufgewühlt. Aber: Nach Studienende ging es ihnen gesundheitlich deutlich besser als der Kontrollgruppe – sie waren in den Folgemonaten deutlich weniger häufig beim Arzt. Um ganze 43 Prozent weniger häufig, um genau zu sein.
Und Journaling hat, wie weitere Studien zeigen, nicht nur auf die Infektanfälligkeit großen Einfluss.
Wer sich regelmäßig mit Stift und Papier liebevoll seinem inneren Geschehen zuwendet, reduziert damit auch langanhaltend Stress, unterstützt sein vegetatives Nervensystem also dabei, in der Balance zu bleiben, verbessert seine Konzentrationsfähigkeit und stärkt sein Immunsystem.
Schreiben als Therapie
Auch bei chronischen Krankheiten erwies sich Journaling in Studien als erstaunlich effektiv: So zeigten Menschen mit Asthma nach regelmäßigem Journaling eine verbesserte Lungenfunktion.
Patient*innen, die an Autoimmunkrankheiten wie Rheuma oder Lupus litten, konnten mit Journaling die Symptome chronischer Erschöpfung / Fatigue mildern.
Mit Journaling verbesserten sich außerdem die Symptome eines Reizdarmsyndroms und auch Krebspatient*innen konnten von Journaling profitieren und damit Schmerzproblematiken sowie Schlafstörungen besser in den Griff bekommen.
Sogar bei den Folgen eines Traumas kann Journaling helfen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 besserten sich depressive Symptome sowie die einer PTBS bei Frauen, die in ihrer Kindheit sexuelle Gewalt erlebt hatten, durch regelmäßiges Journaling signifikant.
Für mich zeigt die Aufzählung dieser vielfältigen gesundheitlichen Aspekte vor allem auch eines: Wenn Journaling als Methode, die auf dem Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen basiert, nachweisbare gesundheitliche Effekte mit sich bringt, dann –ja, dann kommt man nicht um die Einsicht herum, wie eng Körper und Geist zusammenhängen.
Und genau diese Einsicht war es auch, die mich dazu gebracht hat, überhaupt erst mit dem Bloggen zu beginnen.
MIND TO BODY, BODY TO MIND:
Wie meine Geschichte mich dazu brachte, mich für Mind-Body-Connections zu interessieren
Der Startpunkt meiner Reise war zugleich ein Tiefpunkt. Ich war depressiv, hatte seit Monaten starke Muskelschmerzen und Hoffnung war nur noch ein Wort, das ich zwar begriff, aber nicht mehr nachempfinden konnte.
In dieser Zeit begann ich – mehr aus Intuition, vielleicht auch: aus reiner Verzweiflung heraus – mit dem Wild Swimming (hier findet ihr den Artikel dazu).
Und merkte: Diese körperliche Aktivität, die mit starken Kältereizen einhergeht, war das Beste, was mir seit Langem körperlich und psychisch passiert war.
Ich begann, mehr zum Thema Wild Swimming zu recherchieren, und dann generell über die Zusammenhänge von Körper und Geist – und war abwechselnd baff, erstaunt und begeistert.
Als dann Journaling für mich in den Fokus rückte, wusste ich schnell, dass ich es hier mit einer Mind-Body-Technik par excellence zu tun hatte: mit etwas, das über geistige Prozesse positive Effekte nicht nur auf die Psyche, sondern – durch tiefgreifende Stressreduktion – eben auch auf den Körper hat.
Nur: Warum ist das eigentlich so? Was macht das therapeutische Schreiben / Journaling so effektiv?
Faktoren, die Journaling dafür prädestinieren, dein neuer bester Freund zu werden
VERFÜGBARKEIT:
Klingt vielleicht banal, ist es aber nicht: Journaling ist eine Technik, die dir jederzeit zur Verfügung steht. Du kannst, wann immer du möchtest, zu Stift und Papier greifen, und aufschreiben, wie es dir gerade geht – oder eine schwierige Episode aus deiner Vergangenheit noch einmal gedanklich durchgehen.
SICHERER RAUM:
Ein weiterer Vorteil beim Schreiben besteht darin, dass es dir einen sicheren Raum bietet, um dich zu öffnen. Du kannst dich gehört und gesehen fühlen, ohne fürchten zu müssen, missverstanden zu werden. Das soll natürlich keinesfalls heißen, dass „richtige“ Gespräche im Vergleich zu Journaling schlechter abschneiden. Es heißt nur: Solltest du Angst haben, missverstanden zu werden, ist Journaling ein guter „textueller Ansprechpartner“, bei dem deine Gedanken und Gefühle immer in den richtigen Händen sind.
REGELMÄßIGKEIT:
Journaling ist eine Tätigkeit, die von Regelmäßigkeit profitiert. Über eine gewisse Zeit hinweg kannst du so deine Fortschritte sehen, Muster erkennen und Schwarz auf Weiß nachvollziehen, wie es dir jetzt geht (und wie es dir noch vor ein paar Wochen ging).
PERSPEKTIVENWECHSEL:
Außerdem verlockend und effektiv beim Schreiben: die Möglichkeit eines Perspektivwechsels. Hast du schon einmal ausprobiert, ein anderes Personalpronomen zu verwenden – und deine Geschichte in der Er/Sie/Sier Perspektive zu schreiben? Ein solcher Wechsel kann es dir 1. ermöglichen, Distanz zwischen dich und dein Problem zu bekommen; er kann dir aber auch 2. dabei helfen, mehr Selbstmitgefühl zu empfinden. Schließlich kannst du deine eigene Geschichte am Ende so lesen, als wäre es die eines/einer Fremden – und so Mitgefühl für diese Person empfinden, die du in diesem Moment sprachlich nicht mehr bist. So fallen dir vielleicht auch Details auf, die du davor nicht gesehen hast, jetzt, wo du sie mit den Augen einer scheinbar unbeteiligten Person siehst.
Warum dieser Perspektivwechsel weiterhin vermehrte Glücksgefühle in deinem Leben verspricht, kannst du auch im Artikel „Was ist Glück überhaupt“ nachlesen: „Personen, die eine gut entwickelte Perspektivenübernahme haben und außerdem auch noch das „große Ganze“ sehen, besitzen eine höhere Happiness-Baseline, die auch noch weniger stark von Fluktuationen abhängig ist.“
ORDNUNG UND PERSPEKTIVE:
Nicht zuletzt kann Journaling auch das Chaos in deinem Kopf ordnen und neue Sinnperspektiven schaffen – wie ein guter Freund / eine gute Freundin eben.
All das reduziert für dich nicht nur psychischen Stress, sondern auch den Stress, den dein Körper empfindet, wenn deine Psyche leidet.
JOURNALING – Tipps für den Start
James W. Pennebaker gibt in seinem Buch „Expressive Writing: Words that heal“ folgende Tipps für effektives Journaling:
- Widme dich beim Journaling Erlebnissen oder Situationen, die dich emotional berühren, und die großen Einfluss auf dein Hier & Jetzt haben. Vertraue bei der Wahl deines Themas und beim Schreiben deiner Intuition. Du wirst das Thema für dich finden, das dich am meisten weiterbringt!
- Öffne dich. Sei ehrlich in der Beschreibung deiner Gefühle.
- Achte beim Schreiben darauf, einen kohärenten Zusammenhang herzustellen.
- Nutze die Möglichkeiten eines Perspektivenwechsels, wenn es dir angebracht scheint. Seine eigenen Erlebnisse und Gefühle einmal durch „fremde Augen“ zu sehen, kann neue, interessante Blickwinkel eröffnen.
- Schreibe genau so, wie du willst, und nicht anders. Es geht in deiner Erzählung nur um dich und deine Stimme – nicht darum, wie man vermeintlich dieses oder jenes tut.
„Wenn ich etwas sage, verliert es sofort und endgültig die Wichtigkeit; wenn ich es aufschreibe, verliert es sie auch immer, gewinnt aber manchmal eine neue“, hat Franz Kafka einmal geschrieben.
In diesem Sinne: Vertraue darauf, dass Journaling dich weiterbringt. —
Über Elisabeth Kolb (Elli):
Elli findet, dass die Zusammenhänge von Körper und Geist mehr in den Fokus rücken sollten. Deswegen bloggt sie auf understandingly.de über Mind-Body Techniken im Kontext von Mental Health.
Photo by Prophsee Journals on Unsplash
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