Wie funktioniert eigentlich Empathie? Und was hat sie mit deiner besten Freundin zu tun? Gesundheitstexterin Sarah Derkaoui geht diesen (und weiteren) Fragen in ihrem Gastbeitrag auf den Grund.
Wie funktioniert eigentlich Empathie?
Es gibt sie im Leben (fast) jeder Frau. Sie ist Soulmate, Psychologin, Sparring-Partnerin, liebevolle Kritikerin und auf jeden Fall “Eine wie Keine” — die beste Freundin.
Wenn es dir so geht wie mir, kennt dich keiner auf dieser großen, weiten Welt so gut wie sie. Und zwar in allen Facetten. Eine so tiefgehende Freundschaft ist mehr wert als bares Gold. Was die beste Freundin so besonders macht? Unerschütterliches gegenseitiges Vertrauen, Fallenlassen-Können, Empathie. Um letzteres soll es heute gehen.
Was ist Empathie — einfach erklärt!
In der Entwicklungspsychologie wird die Fähigkeit zur Empathie als ein Phänomen verstanden, das grundlegend für selbstloses (altruistisches) Verhalten ist. Wenn wir emotional auf das Leid oder den Gefühlszustand eines anderen Menschen reagieren, empfinden wir Empathie.
Dafür gibt es zwei Grundvoraussetzungen: 1. Wir erkennen die Emotionen unseres Gegenübers und 2. wir verstehen, dass die andere Person etwas braucht oder empfindet.
Am Beispiel unserer Freundin wird Empathie ganz einfach erklärbar. Dazu zwei Situationen aus dem echten Leben: Deine beste Freundin hat die Zusage für ihren Traumjob bekommen und freut sich wie eine Schneekönigin — und du freust dich von ganzem Herzen mit, sodass Außenstehende sich fragen würden, wer von euch sich denn nun den Traumjob geangelt hat!
Auch wenn es deiner Freundin nicht gut geht und sie eine Runde “Girl Talk” braucht, hilft es ihr wahrscheinlich am besten, wenn du dich in ihre Gefühlslage hineinversetzt — das heißt, empathisch reagierst. Keine besserwisserischen Ratschläge, keine Vorwürfe, kein Rollentausch à la “Ja, das kenne ich, weißt du bei mir war das so, blablabla…”, und auch kein Runterspielen ihres Gefühlszustands (“Ach, das macht doch nix”). Was deine Freundin in diesem Moment möchte, ist jemand, der ihre Gefühle versteht und bei dem sie sich Zuhause fühlt.
Ist Empathie das gleiche wie Mitleid?
Die kurze Antwort lautet: Nein. In der langen Variante geht es um die Begriffe Sorge und Anteilnahme. Diese sind das Unterscheidungsmerkmal zwischen Mitleid und Empathie. Hast du Mitleid mit einem anderen Menschen, fühlst du dich nicht nur in die Situation dieser Person ein, sondern sorgst dich um sie und empfindest tiefe Anteilnahme.
Oft passiert uns das, wenn wir nach Naturkatastrophen Bilder von Menschen sehen, die ihre Liebsten und ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. Oder wenn wir mit Personen sprechen, die schwere Schicksalsschläge erleiden mussten. Auch Kinder können schon Emotionen wie Anteilnahme und Besorgnis empfinden. Dazu später mehr.
Wenn deine beste Freundin dir ihr Herz ausschüttet, ist es im Normalfall nicht Mitleid, was du fühlst, sondern Empathie. Empathisches Verhalten bedeutet in diesem Fall, dass du nicht
- über sie und ihre Gefühle urteilst
- unterbrichst
- ablehnend bist
- zu viel redest :)
Das macht eigentlich eh keine beste Freundin, oder? Außer Punkt 4 vielleicht. Mädels, zusammenreißen, bitte. Deine Freundin braucht dich in diesem Moment als Zuhörerin und als Hüterin, bei der ihre Gefühle und Gedanken urteilsfrei in guten Händen sind.
Wie entsteht Empathie?
Wie Empathie entsteht und warum manche Menschen empathiefähiger sind als andere, wird in der Forschung eifrig diskutiert. Eine Annahme ist, dass Menschen eine Veranlagung zu Empathie und selbstlosem Verhalten besitzen. Denn wer anderen hilft, dem wird meistens auch selbst geholfen — ein wichtiger Faktor, um zu überleben.
Aber auch genetische Einflüsse wirken offensichtlich auf unsere Fähigkeit zur Empathie. Das passiert zum Beispiel über die individuellen Unterschiede im Temperament und der Emotionsregulierung. Kinder, die ihre Emotionen gut regulieren können, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen, sind häufig empathiefähiger.
Und schließlich spielt das Aufwachsen in der Familie eine große Rolle. Welche Werte unsere Eltern uns vermittelt haben, was für Vorbilder sie waren und ob sie bei passenden Gelegenheiten an unser Mitgefühl appelliert haben, hat unser Empathie-Empfinden höchstwahrscheinlich stark beeinflusst. Wenn du mittlerweile selbst Mutter bist und dich jetzt fragst, wie du bei deinem Kind Empathie fördern kannst, habe ich im nächsten Abschnitt ein paar Tipps für dich.
Wie kann ich empathisches Verhalten bei Kindern fördern?
Dafür müssen wir eigentlich zuerst bei uns selbst anfangen. Indem wir uns für eine positive, bedürfnisorientierte und gewaltfreie Erziehung entscheiden, legen wir den Grundstein für eine vertrauensvolle Bindung, in der sich unsere Kinder sicher fühlen. Dieses Gefühl der Sicherheit führt dann idealerweise dazu, dass Kinder bereit sind, emotionale Risiken auf sich zu nehmen, wenn sie sehen, dass jemand leidet. Sie empfinden echte Anteilnahme und helfen, statt wegzuschauen — hoffentlich! Handeln wir außerdem selbst empathisch und gehen mit gutem Beispiel voran, ist das ein weiterer riesiger Pluspunkt.
Wichtig ist auch, dass wir negative Emotionen nicht verbieten. Ganz im Gegenteil: Wenn Kinder negative Emotionen empfinden, sollten wir das thematisieren und unserem Nachwuchs Wege aufzeigen, wie mit diesen Gefühlen umgegangen werden kann. Ein Satz wie: “Ich verstehe, dass du jetzt ganz wütend bist, weil Lena deine Puppe weggenommen hat” signalisiert deinem Kind, dass es okay ist, diese Gefühle zu haben. Gleichzeitig sollten wir erklären, warum es aber nicht okay ist, der Wut die komplette Kontrolle zu geben und Strategien zeigen, die Situation aufzulösen.
Gespräche über die Gründe und Folgen negativer Gefühle können Kindern dabei helfen, solche Gefühle besser in den Griff zu bekommen. Und Kinder, die das schaffen, sind tendenziell empathiefähiger.
Einen Fehler sollten wir bei dem Ganzen aber auf jeden Fall vermeiden. Wenn unsere Kinder etwas falsch gemacht haben, sollten wir sie niemals bloßstellen. Denn damit setzen wir eine Art Teufelskreis in Gang. Bloßstellen (“Shaming”) bewirkt bei unseren Kindern, dass der Fokus auf ihnen liegt — nicht auf dem schlechten Verhalten. Sie fühlen sich hilflos, beobachtet und sind vielleicht sogar verärgert. Keine Überraschung, dass Scham empathisches Verhalten unwahrscheinlich macht.
Fazit: Warum Empathie wichtig ist
Empathie brauchen wir alle jeden Tag in vielen Lebensbereichen. In unserer Elternrolle ist sie essentiell für eine liebevolle Beziehung zu unseren Kindern und hilft uns, mit gutem Beispiel voranzugehen. Als Ehepartner brauchen wir sie, um Verständnis für die Herausforderungen unserer besseren Hälfte aufzubringen. Auch im Business tut eine Portion Empathie gut. Wer die Bedürfnisse seiner Zielgruppe kennt und versteht, hat immer die besseren Karten.
Und um zu unserer besten Freundin zurückzukommen: Für mich verkörpert sie Empathie at its finest. Weil sie erkennt, was du fühlst, ohne dich zu verurteilen. Weil sie ehrlich ist, ohne dich zu verletzen. Mädels, feiert eure besten Freundinnen!
Wenn wir empathisch und respektvoll mit unseren Mitmenschen umgehen, hilft uns das beim Erhalt von Beziehungen, dem Lösen von Konflikten und trägt dazu bei, die Welt wenigstens in unserem Mikrokosmos ein kleines bisschen besser zu machen!
KONTAKT und weiterführende LINKS
Über Sarah Derkaoui:
Sarah Derkaoui ist Texterin mit einem Faible für Gesundheitsthemen und konnte sich als Kind nicht entscheiden, ob sie lieber Lehrerin oder Ärztin werden möchte. Dann hat sie Bildungswissenschaften studiert, in die Entwicklungspsychologie geschnuppert und schließlich das Marketing für sich entdeckt. Mit empathischen Texten hilft sie Experten und Expertinnen im Gesundheitswesen, ihre Zielgruppen zu erreichen und verleiht ihnen in der Online-Welt eine seriöse Stimme. Mehr von ihr gibt es unter https://smartext-marketing.com/
- TIPP:
Ein sehr empfehlenswertes Video zum Thema Empathie von Brene Brown:
- QUELLEN :
https://www.psychologytoday.com: wie man seine Empathie stärkt (engl.)
https://positivepsychology.com: was Empathie bedeutet und wie man sie in der Beratung einsetzen kann (engl.)
https://www.psychologytoday.com: Empathie und Bullying in der Schule (engl.)
https://www.parentingscience.com : Elterntipps zum Thema Empathie bei Kindern (engl.)
https://positivepsychology.com: umfassende Tools und Worksheets für Eltern, Lehrer*innen und Psy-Berufe zum Thema Empathie (engl.)
- Photo by Annie Spratt on Unsplash
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Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ja, Empathie bedeutet, die Gefühle jener Menschen zu erkennen und zu verstehen, mit denen wir es täglich zu tun haben. Nur so können wir angemessen darauf reagieren und handeln. Wer empathielos ist, hat oft wenig Einfühlungsvermögen für andere Menschen. In einer Beziehung kann das den Partner unter Umständen unglücklich machen. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür, warum jemand empathielos ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man es trainieren kann, eine andere Person besser zu verstehen. Dabei geht es doch darum, das zu spüren, was der andere fühlt.
Jeder Mensch ist unterschiedlich, manche sind sehr sensibel und können sofort spüren, was in einem Gespräch in der Luft liegt. Andere sind da eher schwerfälliger und können sich nur sehr schwer, in andere Personen hineinzuversetzen. Wir haben uns schon oft Gedanken darübergemacht, was die Ursachen für diese Unterschiede sind.
Wer Empathie hat, der hat Mitgefühl für eine andere Person und wird auch als emotional intelligent bezeichnet. Ich versuche immer darauf zu achten, was mir mein Herz sagt bei einer Begegnung mit anderen Menschen. Wir alle begegnen häufig fremde Personen und oft ist es hilfreich zu spüren, was der andere fühlt und denkt. Wer dafür ein Gespür entwickelt räumt gewisse Missverständnisse vor vornherein aus.
Ich denke, wir alle besitzen die Fähigkeit der Empathie. Allerdings ist sie bei allen unterschiedlich stark vorhanden. Manche sind von Haus aus einfach begabter dafür und andere müssen sich das Wissen über die Empathie erst besser aneignen. Auf alle Fälle hilft Empathie dabei, Verständnis für eine andere Person zu entwickeln. Und das ist im Alltag sehr gut. Damit lassen sich viele Herausforderungen meistern und bewältigen.
Wir haben gelesen, dass neue Forschungen darauf hinweisen, dass Empathie und Mitgefühl gerade auch mit sich selbst und natürlich mit anderen Menschen Schlüsselfaktoren sind, um geistig gesund zu bleiben und sich selbst emotional wohlzufühlen. Achtsamkeit und Mitgefühl fehlen bei Menschen ohne Empathie
Wenn sie diese Fähigkeiten vernachlässigt haben, können sie sie kultivieren. Meist sind Menschen davon betroffen, die in erster Linie nur mit sich selbst beschäftigt sind. Ihnen fehlt oft der Blick hin zum Nächsten.