Es gibt viele unterschiedliche Definitionen von Resilienz. Ich würde Resilienz als „psychische Widerstandskraft“ beschreiben, also als die Fähigkeit sich aus dem größten Schlamassel psychisch (relativ) unbeschadet wieder „herauszuwursteln“.
Resilienz ist die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung psychischer Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensereignissen.
Resilienz ist ein aktiver und dynamischer Prozess und kein starres Persönlichkeitsmerkmal.
Die kindliche RESILIENZ
Kindheit und Jugendalter können alles andere als eine sorglose, erfüllte Zeit im Leben eines Menschen sein. Die Fähigkeit trotz Krieg, Flucht, familiären Krisen oder einer Pandemie wie wir sie grad erleben und anderen „herausfordernden Lebensereignissen“ zu einem*r psychisch gesunden Erwachsenen heranzuwachsen, entwickelt sich aus der kindlichen RESILIENZ.
Eigene Kindheit
Wenn ich an meine eigene Kindheit und Jugend zurück denke, fallen mir spontan auch ein paar Herausforderungen ein, denen ich mich damals stellen musste: meine Mutter hatte aufgrund ihrer bipolaren Erkrankung während meiner Kindheit und Jugend immer wieder manische Episoden, einige Male mit Verfolgungsfantasien gepaart . Mein Vater hatte – wie viele andere auch – eine sehr häufige Form der Abhängigkeitserkrankung: er war „Spiegeltrinker“ und durch den (leichten aber ständigen) Alkoholkonsum am Abend meistens nicht „voll da“ was seine Aufmerksamkeit betraf.
Bitte nicht missverstehen: ich mache meinen Eltern deshalb keine Vorwürfe, denn wie gesagt dreht es sich dabei um Erkrankungen (in diesem Fall: psychische und Verhaltens-Störungen) und jede*r von uns kann davon betroffen sein (z.B. lag die Ein-Jahres Prävalenz von psych. Erkrankungen laut der MedUni Wien 2017 bei 22,7% (Häufigkeit der Personen, die innerhalb eines Jahres an einer psych. und Verhaltens-Störung litten). Natürlich hatte ich aber als Kind und Jugendliche schwer damit zu kämpfen, es gab in den 80ern leider auch noch kein so gut ausgebautes psychosoziales Netz in meiner Heimatgemeinde bzw. konnten wir ja ohne Internet auch nicht nach Hilfsangeboten suchen.
Warum ich euch das erzähle um einen Blogbeitrag über RESILIENZ einzuleiten, ist, dass ich mir heute selbst oft die Frage stellte, ob ich meinen eigenen Kindern nicht zu wenig solcher herausfordernder Situationen zutraue. Zum Glück sind mein Partner und ich psychisch relativ stabil (ist natürlich nur Eigenwahrnehmung! ?) aber es gibt gerade jetzt während der Corona-Krise immer wieder Situationen, die einen als Eltern sehr herausfordern und dabei ist auch unsere eigene Resilienz stark gefordert (dazu mehr im nächsten Beitrag über RESILIENZ bei Erwachsenen).
Welche Resilienzfaktoren und Stärken Kinder jetzt brauchen
Einige Stärken aus der Positiven Psychologie, die während und nach einem stressvollen Lebensereignis zum Einsatz kommen und eure Kinder resilienter machen können:
- Tapferkeit
- Selbstregulation
- Durchhaltevermögen, Ausdauer
- Hoffnung
Resilienz bei Kindern fördern
Die APA (American Psychological Association) schreibt in einem sehr lesenswerten Beitrag auf ihrer Homepage folgenden ermunternden Satz: „The good news is that resilience skills can be learned“
Resilienz kann uns als Erwachsenen und unseren Kindern dabei helfen, mit Stress sowie Gefühlen von Besorgnis, Unsicherheit und Angst umzugehen. Nichtsdestotrotz werden natürlich auch hoch resiliente Kinder immer wieder Stress empfinden wenn sie selbst oder geliebte Personen in ihrem Umfeld negative Erfahrungen machen. Sie werden allerdings besser damit „copen“ (also umgehen) können, da sie schon mehr COPING-STRATEGIEN entwickeln konnten als Andere.
Wie aber können wir als Eltern unseren Kindern nun helfen, RESILIENZ auszubilden?
RESILIENZFAKTOREN für Kinder: FREUNDE
Die APA gibt 10 hilfreiche TIPPS für die Förderung von RESILIENZ bei Kindern die ich euch in den folgenden Beiträgen genauer vorstellen möchte.
TIPP 1: FREUNDSCHAFTEN
Freund*innen machen gute Zeiten schöner und schlechte Zeiten einfacher.
Heute mal TIPP 1: BINDUNGEN aufbauen, FREUNDSCHAFTEN schließen
Bringt euren Kindern unbedingt bei, wie man Freundschaften aufbaut! Sprecht mit ihnen darüber, wie wichtig EMPATHIE ist und dass sie sich in den Anderen hineinversetzen sollen. By the way: das Hineinversetzen in Andere (Psychologensprech: „die Perspektivenübernahme“) hilft auch euch als Eltern wenn die Kinder z.B. mal wieder nicht aufräumen oder im Haushalt mithelfen wollen („Stell dir mal vor, du bist ich. Dann freust du dich auch, wenn dir jemand bei …hier was Passendes einsetzen!… hilft.“)
Perspektivenübernahme sollte ab dem Schulalter eigentlich schon gut klappen, aber auch mit jüngeren Kindern, die noch keine Perspektivenübernahme besitzen, könnt ihr diese Themen kindgerecht ansprechen. Kleinere Kinder lieben es sowieso, euch zu helfen und sich dabei wertvoll zu fühlen und dabei müssen sie sich noch nicht mal wirklich in euch hineinversetzt haben.
Kinder schauen sich ja bekanntlich sehr viel von uns Erwachsenen ab (unseren ungesunden Lebensstil und zu viel am Handy rumhängen z.B. ?) ….also seid ihnen hier ein gutes Vorbild! (über unsere Handyzeit können wir später sprechen) Investiert selbst ausreichend Zeit und Ressourcen in eure EIGENEN Freundschaften. Ich weiß, es ist schwer, aber oft reicht schon eine liebe Nachricht oder ein lustiges Video an die*den Freund*innen um die Freundschaft nicht abreißen zu lassen!
Kinder-Freundschaften in der Corona-Krise
Auch oder besonders während der Corona-Krise müssen wir vermehrt darauf schauen, dass wir und unsere Kinder unsere Sozialkontakte weiterhin pflegen.
Bei uns zuhause klappen v.a. Skype-Konferenzen mit Omi und Opi (inkl. Buch vorlesen) ganz gut, der anderen Omi und einigen Freund*innen werden fleißig Briefe geschrieben.
Auch das alleine telefonieren lassen mit den Kindergarten-Freund*innen klappt mittlerweile (nach den ersten Tagen herumblödeln wovon ich beinahe wahnsinnig geworden bin aber auch gemerkt habe: man muss sie einfach alleine telefonieren lassen sofern es das Alter erlaubt).
Es gibt auch diverse Möglichkeiten, online miteinander was zu spielen.
Fazit
Wir als Eltern müssen verstehen, dass wir unsere Kinder nicht vor allem Leid auf der Welt beschützen können. Stattdessen müssen wir Situationen schaffen in der sich die Fähigkeiten und Resilienzfaktoren unserer Kinder (hier: Freundschaften) entfalten können z.B. indem wir ihnen helfen, neue Freund*innen als Ressourcen (=innere persönliche Hilfsmittel) zu gewinnen und bestehende Freundschaften aufrecht zu erhalten. Denn nur dann können unsere Kinder Selbstwirksamkeit als Freund*in erleben, einen verbesserten Selbstwert aufbauen und können sich im Vertrauen auf ihre RESILIENZ ihren Ängsten stellen.
Ich freue mich übrigens wie immer über eure Anregungen, Tipps und Kommentare zu dem Thema!
Alles Liebe,
Andrea
Feeling better?
Falls nicht, probiert es doch mit diesen LINKS:
- 10 Eltern-Tipps der APA – Guide for Parents (engl.)
- toller Artikel über die Förderung von Resilienz bei Kindern im Elternmagazin Fritz+Fränzi
- das „making caring common“ Programm der Harvard Universität gibt
- 7 tips for raising caring kids (engl.)
- die deutsche Zusammenfassung findet ihr hier: wie Kinder Empathie lernen
- regt zum Nachdenken an: Florian Klenk (FALTER.at) über die „Generation Corona“
- Buchtipp: „Friendship“ im Artikel „Kinder allein daheim“ auf news.orf.at
Bildquellen:
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Photo by Hannah Rodrigo on Unsplash
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