Positive Psychologie in Zeiten von Covid-19
– Damit ihr in der Krise als Eltern nicht selbst die Krise bekommt.
Wir sind seit dem 16.03.2020 “ausgangsbeschränkt”, unter der Hand sprechen wir mit Freund*innen und Bekannten davon, in „Quarantäne“ zu sein obwohl wir ja zumindest für einen kurzen Spaziergang (am Besten im tiiiefen Wald wo nur die Wildschweine wohnen) raus dürfen.
Zum Glück haben wir einen Hund – eine willkommene Ausrede dafür, auch mal bei uns im Hof herum zu spazieren um Luft zu schnappen und Sonne zu tanken! Obwohl unsere Hündin bereits 15 Jahre alt ist, trottet sie pflichtbewusst hinter den Kindern und uns Eltern her und genießt wahrscheinlich die – ihrer Meinung nach – längst überfällige Aufmerksamkeit und Fürsorge.
Durch die Verbindung von Homeoffice und Kinderbetreuung zuhause, gepaart mit den derzeitigen Ausgangsbeschränkungen stehen wir – und alle anderen Eltern – jeden Tag vor der neuen Herausforderung, den LAGERKOLLER-SUPER-GAU zuhause zu verhindern (Kinder nerven generell irgendwie mehr als die Kund*innen, Klient*innen und Kolleg*innen in der Arbeit).
Aber: jetzt nur keine Panik! Meine derzeitige Lieblingspsychologin, die australische Professorin Dr. Lea Waters hat hierzu im Guardian (Link unten) ein paar hilfreiche TIPPS aus der Positiven Psychologie parat, wie Eltern dem vermeintlich unausweichlichen Corona-Lagerkoller zuhause dann doch noch irgendwie ausweichen können.
Einige Stärken aus der Positiven Psychologie, die ihr dabei einsetzen könnt:
- Soziale Intelligenz (Bewusstsein über die Gefühle der anderen Familienmitglieder und über sich selbst)
- Teamwork (gut als Mitglied des „Familien-Teams“ zusammen arbeiten)
- Authentizität und Ehrlichkeit (ehrlich und aufrichtig über eigene Bedürfnisse sprechen)
- Durchhaltevermögen (-> ihr schafft das: tschakkkaaaah!)
Eltern-Tipps bei Corona-Lagerkoller
Lea Waters‘ TIPPS zur Vermeidung eines Corona-Lagerkollers sind:
1. ROUTINEN
Routinen durch einen Tagesplan einführen (z.B. mit einer Homeoffice-Uhr für Kinder wie im vorigen Beitrag).
Durch die Vorhersehbarkeit der Tagesaktivitäten schafft ein Tagesplan ein Sicherheitsgefühl, sowohl für Kinder als auch für uns Erwachsene und kann Beklemmungs- und Angstgefühle mindern weil man dann prinzipiell immer genau weiß, was als Nächstes zu tun ist (oder zu tun wäre ;-)
Besonders in Krisenzeiten, in denen es beinahe jeden Tag neue angstauslösende Informationen in den Nachrichten gibt, kann so eine Struktur im Tagesablauf Kindern und Erwachsenen emotional immens helfen -> merke: kontrolliere, was du kontrollieren kannst (und auch willst)!
2. FAMILIENVERTRAG
Dr. Lea Waters rät dazu, eine Art Vertrag aufzusetzen, der die Herausforderungen, Rollen und Stärken der einzelnen Familienmitglieder beinhaltet. Außerdem ist es dabei wichtig, Ziele auszuarbeiten und an Routinen festzuhalten. Ich stelle mir das folgendermaßen vor:
Was stellt für eure Kinder und euch als Eltern eine Herausforderung während dieser Zeit dar?
Beispielweise kann es für kleinere Kinder noch schwierig sein, sich alleine zu beschäftigen (ihr wisst als Eltern wahrscheinlich am Besten wie lange das möglich ist und könnt das dementsprechend einplanen), für größere Kinder und Erwachsene kann es eine Herausforderung sein, sich an die Deadline der Arbeits-/Hausaufgaben-Abgabe zu halten.
Welche Rolle hat jedes Mitglied innerhalb der Familie (bzw. was erwarten wir von jedem Familienmitglied?) Und passt diese Rolle auch für alle?
Wer von euch fühlt sich beispielsweise zuständig für’s Mittagessen kochen/die Jause am Abend? Wer übernimmt jeden Morgen die gemeinsame Tagesplanung mit den Kindern? Und wer geht mit dem Hund? Wichtig finde ich hier auch, über gewisse “eingefahrene Verhaltensmuster” und nicht ausgesprochene “Rollenzuschreibungen” v.a. innerhalb der Partnerschaft nachzudenken!
Auch wichtig: Rollen können natürlich immer auch nach einer gewissen Zeit geswitcht werden… wir verändern uns ja auch alle ab und zu mal, ist ja klar!
Und schließlich: welche Stärken kann jedes Familienmitglied in den Alltagsablauf einbringen …wer ist z.B. der*die Geduldigere / Organisiertere in der Familie?
A propos Stärken: Kinder können auch schon ganz früh selbst etwas zum Haushalt beitragen wie bspw. beim Kochen und Backen die Zutaten vermischen, das Geschirr raustragen oder abwaschen. Im besten Fall beschäftigt es die lieben Kleinen, entlastet die Eltern im Haushalt und stärkt ihre Selbstwirksamkeit und den Familienzusammenhalt. Im schlechtesten Fall habt ihr es zumindest versucht und wisst jetzt, was NICHT funktioniert oder zumindest ZU DIESEM ZEITPUNKT nicht funktioniert hat und könnt euch um Alternativen umschauen.
Jaja, werdet ihr euch denken: die Frau hat keine Ahnung, dass ich dann NOCH mehr zu tun habe, wenn die Kinder im Haushalt mithelfen wollen -> klassisches Bsp: Überschwemmung beim Putzen. Deshalb ist es hier wichtig, wirklich gut drauf zu schauen wie entwicklungsgerecht die Aufgaben sind, die an die Kinder verteilt werden. Gut ist es hier auch, sich zu überlegen, was sie im Kindergarten oder in der Schule schon alles alleine machen. Das sollten dann diejenigen Tätigkeiten sein, die man ihnen zuhause auch zutrauen kann und soll (vorausgesetzt die Laune der Kinder ist demensprechend).
3. RÜCKZUGSZONEN
Kleine Zonen für den individuellen Rückzug innerhalb der Wohnung schaffen und auch dementsprechend gestalten. Geht bestimmt auch in kleinen Wohnräumen!
Beispielsweise könntet ihr eine Arbeitszone für euch Eltern mit improvisiertem Schreibtisch einrichten (sitze gerade an so einem, funktioniert einwandfrei! Das bedeutet für die Kinder dann auch gleichzeitig: nicht stören! Alternativ könnt ihr euren Kindern aber auch daneben einen eigenen Kinder-Arbeitsplatz mit Malstiften, Rätselheften, Bastelmaterial o.ä. einrichten). Außerdem könnt ihr gemeinsam mit den Kindern auch noch eine Spielzone, eine Kuschelecke etc. in eurer Wohnung einrichten (oder ihr überlasst die Gestaltung und Einrichtung dieser Zonen den Kindern selbst und habt im besten Fall schon mal eine habe Stunde für euch gewonnen ?)
Bei Kleinkindern finde ich es übrigens besonders wichtig, dass JEDER Elternteil für sich selbst überlegt, wo er/sie Wünsche und Bedürfnisse nach Rückzug von der Familie hat (sowohl für Homeoffice als auch für Freizeitaktivitäten, die ja leider momentan sehr eingeschränkt sind… aber hey, schon mal mit Stricken probiert?) Übrigens beinhaltet das GROSSE Wort da oben (-> JEDER Elternteil) v.a. auch Mütter, die ja heutzutage meistens immer noch den Großteil der Care-Work innerhalb der Familie leisten! Aja und überlegen alleine hilft natürlich nicht. Wer fertig überlegt hat, wann er/sie wieviel “Alleine-Zeit” braucht, MUSS es dem/der anderen natürlich auch (bitte freundlich!) mitteilen.
Eine große Herausforderung für Beziehungen! Aber Gleichberechtigung muss auch gelebt werden… schließlich haben wir 2020 und ihr wollt euren Kindern doch gute Vorbilder sein, was das betrifft, oder?
Gutes Gelingen und viel Durchhaltevermögen!
Habt ihr auch Eltern-Tipps gegen den Lagerkoller zuhause?
Ich freue mich nämlich wie immer über eure Anregungen, Tipps und Kommentare zu dem Thema! Was hilft euch als Familie den Corona-Lagerkoller zu vermeiden oder zumindest erträglich zu gestalten?
Lest dazu auch meinen Beitrag über Eltern-Tipps für das Homeoffice!
Alles Liebe,
Andrea
Feeling better?
Falls nicht, probiert es doch mit diesen LINKS:
- Tipps von Lea Waters im Guardian
- Homepage und Blog von Lea Waters (falls ihr euch im Newsletter anmelden wollt: es gibt derzeit gratis e-wellbeing-resources zum downloaden)
- Corona-Tipps für Eltern von SOS-Kinderdorf
- und Tipps zur Vermeidung von Eltern-Kind-Krisen
Bildquelle: Photo by Eddie Kopp on Unsplash
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