Positive Psychologie 2.0 – Der Blog
Willkommen auf meinem Blog! Schön, dass ihr da seid (meine ich wirklich).
Dieser Blog richtet sich an euch da draußen… WER auch immer ihr seid: ihr seid AUF JEDEN FALL jünger oder älter als ich, ihr habt Kinder oder keine, ihr seid in einer Beziehung oder nicht, habt einzweidrei oder mehr Haustiere oder gar keines. Seht ihr, so gut kenne ich euch schon und dabei stehen wir erst am Anfang!
Ihr habt mich jetzt – nach diesen ersten paar Sätzen – natürlich schon durchschaut: was ich damit sagen will, ist, dass wir alle verschieden sind. Aber was wir alle gemeinsam haben und was uns letzten Endes verbindet, sind unsere Gefühle, Gedanken und wie wir uns anderen und uns selbst gegenüber verhalten … kurz: unser „Erleben und Verhalten“ -> und damit beschäftigt sich die Psychologie.
Meine Motivation
Mein Name ist Andrea, ich bin Klinische- und Gesundheitspsychologin, Hunde- und Menschenmama, Partnerin und werde im Sommer diesen Jahres 40 Jahre alt. Somit habe ich womöglich die Hälfte meines Lebens schon gelebt und stelle mir daher die Frage, was im Leben zählt und wie ich (weiter)leben will.
Der Drops ist zur Hälfte gelutscht, wie man so schön sagt (oder hab ich mir das grad selbst ausgedacht?). Vor etwa einem Jahr ist traurigerweise mein Vater verstorben, er wurde nur 74 Jahre alt. Das würde bedeuten, ich habe die zweite Hälfte meines Drops sogar schon angelutscht!
Warum erzähle ich das? So ein Downer zu Beginn des Eröffnungsbeitrages auf einem Blog über Positive Psychologie geht ja schon mal GAR NICHT!
Ich denke, meine Motivation euch das zu erzählen, ist es, aufzuzeigen wie (Positive) Psychologie uns allen bei einem solchen (Achtung Psychologensprech!) kritischen oder belastenden Lebensereignis wie beispielsweise dem Tod eines nahen Angehörigen Hilfestellung geben kann.
In diesem Blog dürfen und sollen also auch “negative” Gefühle wie z.B. Trauer Platz haben, genauso wie die sogenannten “positiven” Gefühle, mit denen sich die Positive Psychologie hauptsächlich beschäftigt.
Warum um Himmels willen NOCH ein Blog über Positive Psychologie?
Tja, das ist eine berechtigte Frage. Ich kann sie euch leider auch nicht beantworten, aber gut damit leben, dass die Antwort darauf offen bleibt.
Ich habe aber eine Ahnung, warum mir das Thema so wichtig war, dass ich einiges an Ressourcen, Zeit und Geld in den Aufbau dieses Blogs investiert habe, ohne an einen (finanziellen) Outcome zu denken.
Ich bin der felsenfesten Überzeugung davon, dass euch Psychologie und hier vor Allem die Positive Psychologie dabei helfen kann, so wie sie mir geholfen hat, mit den Herausforderungen des Lebens (besser) umzugehen.
Jaja, denkt ihr euch jetzt (wenn ihr so denkt wie ich). Wie ist das denn z.B. mit Depressionen, Ängsten, Trennungen, Verlust und der bohrenden Frage nach dem Sinn des Lebens? Da helfen ja wohl keine 0815-Tipps zum glücklich-Sein oder zum positiven Denken.
Ja, das stimmt (möglicherweise). Ich habe das selbst in der Arbeit mit Jugendlichen erlebt, die depressive Symptome zeigten und kann das auch an mir selbst immer wieder beobachten, ich bin nämlich misstrauisch!
Oder anders und in Charakter-Stärken ausgedrückt (sind sowas wie die Zahlungsmittel in der Welt der Positiven Psychologie, dazu aber später mal mehr): ich habe ein ausgeprägtes kritisches Denken und Urteilsvermögen.
Und außerdem! schmettere ich euch Zweifler*innen jetzt entgegen: ich will euch ja gar nicht bekehren! Ihr dürft NATÜRLICH sogenannte „negative“ Gedanken und Emotionen haben. Ihr dürft auch „negative“ Verhaltensweisen zeigen.
Negative Gedanken sind sogar wichtig und positives Denken kann auch manchmal kontraproduktiv sein.
Schließlich sind wir alle nur Menschen und haben eine ganze AUSWAHL an Gefühlen zur Verfügung, die sich auch immer wieder verändern und anpassen kann. Und das führt uns zur Positiven Psychologie 2.0.
Positive Psychologie 2.0 – darüber sollte jemand einen Blog schreiben
Ein großer Kritikpunkt an der Positiven Psychologie war es immer, dass die Erforschung von negativen Gefühlen in dieser Wissenschaft zu kurz kommt und diesen Gefühlen zu wenig Beachtung geschenkt wird. Erforscht wurden von der Positiven Psychologie lange Jahre nämlich hauptsächlich positive Gefühle (wie der Name schon sagt!), also beispielsweise Glücksempfinden oder auch „happiness“ und wie diese positiven Gefühle zu einem gelingenden Leben beitragen können.
Aber wie Robert Biswas-Diener und Todd Kashdan in ihrem großartigen Buch: „The Upside of Your Dark Side“ (Link unten) schreiben, haben logischerweise auch „negative“ Gefühle wie Traurigkeit, Frustration, Zweifel und sogar Schuld ihren Sinn!
Sie dienen nämlich einem ähnlichen Zweck: sie signalisieren uns, dass es jetzt aber WIRKLICH mal an der Zeit ist, unsere Bremsen anzuziehen, anzuhalten um nachzudenken und um uns selbst Energie und Ressourcen zu sparen. Quasi Energiesparprogramm der Psyche!
Und Energie sparen sollte uns in diesen Zeiten nicht nur in unseren Wohnräumen wichtig sein, sondern auch in unseren „Hirnstübchen“ da oben, dort wo unsere Gedanken und Gefühle wohnen.
In diesem Sinne: Willkommen auf meinem Blog über POSITIVE PSYCHOLOGIE 2.0!
PP 2.0 nennt einer der führenden Weiterentwickler der Positiven Psychologie, Paul Wong die zweite Welle der Positiven Psychologie. Sie bezieht explizit auch negative Lebensereignisse mit ein und untersucht, wie auch sie zum gelingenden Leben mit beitragen können.
Nochmal: Ich freue mich, dass ihr hier seid und hoffe, ihr schaut mal wieder vorbei!
Hier geht’s gleich zu meinem nächsten Beitrag und hier nach Hause zur Positiven Psychologie 2.0.
Bis dahin alles Liebe,
Andrea
Quellen und Lesetipps
The Upside of Your Dark Side (2014) von Robert Biswas-Diener und Todd Kashdan:
Positive Psychology 2.0: Towards a Balanced Iinteractive Model of the Good Life (2011). Artikel auf Homepage von Paul Wong:
Bildquelle: Photo by Lidya Nada on Unsplash